Rückblick: THUNcity-Talk mit Dagmar T. Jenni - Shopping in der Thuner Innenstadt

Rückblick: THUNcity-Talk mit Dagmar T. Jenni

Im Rahmen der aktuellen THUNcity-Testimonialkampagne „Weg vom Klick – zurück in die CITY“ diskutierte am Dienstag, 26. August, Dagmar T. Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation, in der Alten Oele die Chancen und Herausforderungen des stationären Detailhandels im digitalen Zeitalter. Durch das Gespräch führte der Journalist Marco Zysset.

Die Swiss Retail Federation setzt sich schweizweit für faire Rahmenbedingungen im Detailhandel ein – von gleichwertigen Wettbewerbsbedingungen zwischen Online- und stationären Anbietern über nachhaltige Geschäftspraktiken bis hin zur Stimme gegenüber Politik und Öffentlichkeit.

Rund 60 Mitglieder und Gäste folgten der Einladung zum THUNcity-Talk und tauschten sich anschliessend beim gemütlichen Ausklang im Ristorante Waisenhaus bei herrlichem Spätsommerwetter aus.

Kernaussagen von Dagmar T. Jenni

  • Investition in die Beratung: Kundinnen und Kunden kommen heute bestens informiert ins Geschäft. Der stationäre Handel muss auf persönliche Beratung, emotionale Kompetenz und das Gespür für Kundenbedürfnisse setzen – unterstützt von digitalen Tools und KI.
  • Digitale Stimulierung: Online-Angebote wie Gutscheine oder Beratungsservices können gezielt genutzt werden, um Kundschaft in die Läden zu bringen.
  • Stadt als Gesamterlebnis: Detailhandel, Gastronomie, Kultur und öffentliche Begegnungszonen müssen zusammenspielen – nur so bleibt eine Stadt wie Thun lebendig.
  • Politische Rahmenbedingungen: Bau- und Infrastrukturprojekte belasten den Detailhandel stark; gefordert sind unterstützende Massnahmen wie Kurzarbeit oder finanzielle Hilfen. Gleich lange Spiesse für alle Marktteilnehmer – ob Plattform oder Laden – sind entscheidend.
  • Produktsicherheit und Fairness: Die Politik muss für konsequente Produktkontrollen sorgen, insbesondere im Onlinehandel, um Konsumenten zu schützen.
  • Preis-Dilemma: Schweizer Konsumenten wünschen sich Schweizer Löhne, aber deutsche Preise – das gefährdet den Detailhandel. Die Lösung liegt nicht im Preis, sondern im Mehrwert und in der Kundenbindung.
  • Tourismus als Chance: Der wachsende touristische Markt in Thun bietet Potenzial; Gästen sollten lokale Produkte, Authentizität und Swissness vermittelt werden.
  • Neue Konzepte: Pop-up-Stores und flexible Mietmodelle könnten für Konsumentinnen und Konsumenten wie auch für Städte zusätzliche Attraktivität schaffen.
  • Generationeneffekte: Junge Menschen nutzen die Stadt weiterhin als sozialen Treffpunkt; Onlinebestellungen sind aber generationsübergreifend Realität.
  • Öffnungszeiten & Arbeitsbedingungen: Flexiblere Ladenöffnungszeiten sollten gesellschaftlich diskutiert werden – gerade im Vergleich zum 24/7-Onlinehandel. Gleichzeitig gilt es, faire Arbeitsbedingungen im stationären Detailhandel zu wahren.
  • Konsumentenverhalten: Rückgänge im stationären Handel (-2 % im laufenden Jahr) stehen minimalem Wachstum online (+0.8 %) gegenüber. Der Kern des Schweizer Detailhandels bleibt das stationäre Geschäft.
  • Strukturelle Entwicklung: „Gross wird grösser“ – Nischen und starke Communities haben deutlich bessere Chancen. Loyalität der Konsumenten bleibt jedoch eine Herausforderung.


Fazit
Der Abend zeigte eindrücklich: Der stationäre Handel muss sich neu erfinden – durch Beratung, Emotion, Erlebnis und Mehrwert. Politik, Städte und Konsumentinnen tragen gemeinsam Verantwortung für die Zukunft lebendiger Innenstädte.

Fotografie Natalie Jacot - nataliejacot.ch